senioba
Wir vermitteln: Pflege- und Betreuungskräfte
Die Besonderheiten bei Demenz verstehen
Was ist Demenz genau?
Demenz ist keine einzelne Erkrankung, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit schrittweise abnimmt. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit. Typisch sind:
- Gedächtnisverlust
- Orientierungslosigkeit
- Sprach- und Denkstörungen
- Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit
Warum ist die Pflege zu Hause bei Demenz besonders herausfordernd?
- Tagesabläufe müssen oft mehrfach erklärt oder begleitet werden.
- Die Orientierung im Raum und in der Zeit geht verloren.
- Es kommt zu Stimmungsschwankungen oder nächtlicher Unruhe.
- Selbstständigkeit nimmt mit der Zeit stark ab.
Struktur im Alltag – der wichtigste Schlüssel
Demenzkranke Menschen fühlen sich sicher, wenn sie sich auf gewohnte Abläufe verlassen können. Routinen geben Halt und Orientierung.
So schaffst du Struktur:
- Täglich wiederkehrende Abläufe zu festen Uhrzeiten
- Immer derselbe Ablauf beim Aufstehen, Essen, Schlafen
- Aktivitäten wie Spazierengehen oder gemeinsames Kochen zu festen Zeiten
- Rituale wie Tee am Nachmittag oder Musik am Abend
Die Umgebung anpassen – Orientierung schaffen
Ein demenzfreundliches Zuhause ist übersichtlich und möglichst frei von Reizen, die überfordern.
Konkrete Tipps:
- Türen, Schränke und Räume beschriften (z. B. „Bad“, „Küche“)
- Spiegel entfernen, wenn sie Angst oder Verwirrung auslösen
- Stolperfallen beseitigen: Teppiche, Kabel, lose Möbel
- Nachtlicht im Flur und Badezimmer für nächtliche Orientierung
- Persönliche Gegenstände im Blickfeld (Fotos, Erinnerungen)
Kommunikation: verständlich, ruhig und respektvoll
Menschen mit Demenz verstehen Sprache zunehmend schlechter. Deshalb ist es wichtig, klar, ruhig und einfach zu kommunizieren.
Was hilft:
- Kurze, einfache Sätze
- Eine Botschaft pro Satz
- Blickkontakt halten und auf Augenhöhe sprechen
- Nicht korrigieren oder widersprechen – lieber einfühlsam lenken
- Gestik und Mimik bewusst einsetzen
Aktivitäten und Beschäftigung
Auch Menschen mit Demenz möchten sich nützlich fühlen und Teil des Alltags sein. Beschäftigung fördert nicht nur die Stimmung, sondern auch kognitive Fähigkeiten.
Geeignete Aktivitäten:
- Musik hören oder gemeinsam singen
- Fotoalben anschauen und Erinnerungen wecken
- Malen, basteln oder einfache Handarbeiten
- Gemeinsames Kochen oder Backen
- Spaziergänge, Gartenarbeit oder Blumenpflege
Wichtig ist: Die Beschäftigung muss Freude machen – nicht perfekt sein.
Unterstützungsangebote frühzeitig nutzen
Pflege zu Hause bedeutet nicht, alles allein schaffen zu müssen. Es gibt zahlreiche Hilfen – und du darfst (und solltest) sie nutzen.
Mögliche Unterstützungsformen:
- Ambulanter Pflegedienst für medizinische Hilfe
- Tagespflege zur Entlastung an einzelnen Tagen
- Betreuungsgruppen oder Demenzcafés in der Region
- Pflegeberatung durch Pflegestützpunkte oder Kassen
- Schulungen für Angehörige (oft kostenlos)
Auch eine 24 Stunden Pflege kann in Erwägung gezogen werden, wenn der Pflegeaufwand steigt. Dabei lebt eine Betreuungskraft mit im Haushalt und übernimmt Grundpflege und Alltagsbegleitung.
24 Stunden Betreuung – worauf achten?
Wenn du dich für eine 24 Stunden Betreuung entscheidest, achte auf:
- Seriöse Vermittlungsagenturen
- Rechtlich saubere Anstellung (z. B. Entsendung nach EU-Recht)
- Sprache und kulturelle Passung
- Freiräume für beide Seiten – Rückzugsmöglichkeiten sind wichtig
Die Pflegekraft sollte Erfahrung mit Demenz haben und liebevoll, aber konsequent agieren können.
Pflegehilfsmittel & Wohnraumanpassung
Oft sind es kleine Dinge, die den Alltag enorm erleichtern:
Sinnvolle Hilfsmittel:
- Pflegebett mit Seitengittern
- Inkontinenzprodukte
- Greifhilfen, rutschfeste Unterlagen
- Herdabschaltung oder Türsensoren
- Medikamentendispenser mit Erinnerung
Für Anpassungen am Wohnraum können Zuschüsse von der Pflegekasse (bis 4.000 Euro) beantragt werden.
Emotionale Belastung: Vergiss dich selbst nicht
Pflegende Angehörige leisten Unglaubliches – oft über ihre Grenzen hinaus. Vergiss nicht: Du bist auch wichtig.
Was dir hilft:
- Regelmäßige Pausen und Auszeiten
- Gespräche mit anderen Angehörigen (z. B. in Selbsthilfegruppen)
- Psychologische Begleitung oder Coaching
- Verhinderungspflege zur Entlastung
- Realistische Erwartungen – du musst nicht perfekt sein
Rechtliches: Vollmacht, Betreuung & Pflegegrad
Pflegegrad beantragen
Ohne Pflegegrad gibt es keine Unterstützung. Stelle rechtzeitig einen Antrag bei der Pflegekasse – idealerweise mit Unterstützung eines Pflegeberaters.
Vorsorgevollmacht & Betreuung
Regel frühzeitig, wer Entscheidungen treffen darf. Eine notariell beglaubigte Vorsorgevollmacht ist dabei meist besser als eine gesetzliche Betreuung.
Pflege zu Hause – geht das langfristig?
Ja, mit der richtigen Unterstützung, Geduld und Vorbereitung ist die Pflege zu Hause auch bei Demenz möglich. Wichtig ist:
- Offen mit Veränderungen umgehen
- Hilfe annehmen und aktiv einfordern
- Regelmäßig Bilanz ziehen: Was funktioniert gut, was nicht?
Es darf sich verändern – und es ist auch in Ordnung, wenn Pflege irgendwann in professionelle Hände übergeht.
Fazit:
Demenz verändert vieles – aber nicht die Würde und das Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. Als Angehörige kannst du viel bewirken, wenn du die Bedürfnisse erkennst, deinen Alltag strukturierst und Unterstützung zulässt.
Die Pflege zu Hause trotz Demenz ist machbar – wenn man sie als gemeinsamen Weg versteht. Mal schwer, mal schön, aber immer getragen von Liebe und Menschlichkeit.